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Kunstgriffe gegen den Fachkräftemangel

Wie können Unternehmen wie das Kunststoffwerk LKH im umkämpften Markt Fachkräfte für sich gewinnen? Neue Schichtmodelle und die Digitalisierung sind eine Chance. Ein Besuch in der Werkshalle in Heiligenroth.

Kunststoff ist nicht gleich Kunststoff. Und Verfahrensmechaniker nicht gleich Verfahrensmechaniker. Die Zeit, in denen man einen einmal gelernten Beruf das ganze Leben auf die gleiche Art ausführt, ist lange vorbei. Gleiches gilt für die Zeit, in der nach einer Stellenausschreibung die Bewerber Schlange stehen. Der Fachkräftemangel greift branchenübergreifend um sich. Es fehlen tausende Arbeitskräfte. Nach zwei Jahren Pandemie erlebt Deutschland einen nie da gewesenen Mangel. Es gibt niemanden, der nicht sucht. Denn für die digitale Wende in Industrie und Handwerk braucht es Menschen.

Für das kunststoffverarbeitende Unternehmen LKH mit Sitz in Heiligenroth, einer beschaulichen Ortsgemeinde in Rheinland-Pfalz, ist der Fachkräftemangel ein doppelseitiges Problem. Denn eigentlich hat das 200 Mann starke Unternehmen viel Gutes zu berichten. Denn es wächst und wächst und wächst. Nur wohin, wenn die Fachkräfte fehlen? Hoffentlich in Richtung Zukunft. So wünscht es sich jedenfalls Geschäftsführer Volker Hindermann. Er möchte raus aus der Mitarbeitermangel-Misere und hin zu Möglichkeiten, die den Mensch hinter der Maschine fit für den digitalen Zeitenwandel macht. Die Kunststoffbranche braucht die Kür, findet der Geschäftsführer. Im Unternehmen wird dafür viel getan.

Volker Hindermann, 56, war früher einmal Kunstturner. Ziemlich ernsthaft, Spitzensportler. Jetzt, als Geschäftsführer von LKH, nutzt er, in einem weitläufigen Besprechungsraum sitzend, immer noch gerne Sportmetaphern. „Wenn man etwas erreichen will, dann muss man dafür so und so oft trainieren“, sagt er und macht eine ausufernde Handbewegung. „Dafür schaffen wir hier die optimalen Trainingsbedingungen.“ Hindermann meint das als ehemaliger Sportsmann weniger philosophisch als vielmehr praktisch. Optimale Trainingsbedingungen – damit meint er die Chance auf Weiterbildung, auf Entwicklung, auf Forderung und Förderung, auf Perspektive, Sicherheit, Wertschätzung, die Arbeit mit Zukunftsthemen. Hindermann glaubt, dass man Fachkräfte nur gewinnen kann, wenn man ihnen zeigt, wohin es gehen kann. Bei LKH, sagt er, gebe es viele solcher Fälle, die zeigten: „Das Thema Weiterentwicklung ist hier keine Floskel, sondern Teil unserer Philosophie.“

Nikolaus Wied, 35, ist so ein Beispiel. 2011 hat er als Verfahrensmechaniker bei LKH angefangen, und wurde schnell zum Teamleiter befördert. Knapp zwei Stunden Fahrt nimmt er für seinen Arbeitsplatz in Kauf. Loreley, Heiligenroth und zurück. 100 Kilometer. Täglich . Den weiten Weg fährt er aus guten Gründen. „Hier wird investiert, in den Maschinenparkt – und vor allem in die Mitarbeiter.“ Dass er einmal die Verantwortung für einen kompletten Maschinenpark und (s)ein Team aus Verfahrensmechanikern hat, damit, sagt er, habe er nicht gerechnet. Für Wied ein Zeichen der Anerkennung, der Wertschätzung. Etwas, das LKH ausmacht. Dass er – ganz klassisch – im Schichtdienst arbeitet, sieht Wied gelassen. „Man kann gutes Geld verdienen“, findet er. Und: „Alles eine Sache der Gewohnheit.“ Schließlich gebe es auch Tage, an denen er um 14.00 Uhr Feierabend machen könne.

Vielleicht eine Generationenfrage. Denn Leon Gruber, 26, sieht das ein bisschen anders. Auch er hat eine Ausbildung als Verfahrensmechaniker gemacht, kurz danach folgte der Kunststofftechniker in Vollzeit. Vor knapp einem Jahr bewarb er sich bei LKH – und zwar aus einem bestimmten Grund. Ein Grund, den Geschäftsführer Volker Hindermann später im Gespräch als „einen besonderen Kunstgriff“ bezeichnen wird. Und der geht so: Um, wie Hindermann sagt „flexibel auf die Bedürfnisse der Menschen“ reagieren zu können, wurde bei LKH die Schichtmodell-Struktur angepasst. Seit knapp einem Jahr wird die Produktion quasi geteilt. Einmal gibt es die klassische, dreischichtige Variante, „da kann man durch Schichtzulagen mehr Geld verdienen“, wirft Hindermann ein, und dann gibt es die neu eingeführte Tagschicht. Ein Modell, in dem ein Team aus (vier) Verfahrensmechanikern, firmenintern das „Rüstteam“ genannt, sich darum kümmert, Maschinen zu rüsten, Verfahrensparameter einzustellen, Werkzeuge zu wechseln – eben alles dafür tut, dass der Prozess stabil und im besten Fall bis Auftragsende störungsfrei läuft. „Wie ein Formeleins-Team“, sagt Hindermann (natürlich nicht ohne Sportvergleich). Noch vor einem Jahr, sagt er, sei das alles während der laufenden Schicht passiert.

Das neue Modell hat viele Vorteile. Zum Beispiel ist es ein Fachkräftemagnet. Leon Gruber war einer der Ersten, der sich für die Tagschicht beworben hat und eingestellt wurde. Arbeitszeit: Gleitzeit, 7.00 bis 17.00 Uhr. Bürozeiten, quasi, ziemlich besonders für die Branche. Genau das Richtige, um an junge Menschen zu kommen, glaubt Gruber. Und auch Studien sehen das so. Mit den sogenannten Generation Y und Z betreten gerade junge Menschen den Arbeitsmarkt, die ganz andere Werte und Erwartungen als ihre Vorgänger haben. Nicht die Höhe des Gehalts und der mit der Arbeitsstelle verbundene Status sind wichtig. Stattdessen stehen Selbstverwirklichung, Spaß am Beruf, gutes Arbeitsklima, ein passendes Arbeitsumfeld und der richtige Mix aus Arbeitsleben und Freizeit im Vordergrund. All das, sagt Leon Gruber, biete ihm LKH. „Ich habe das ja auch lange gemacht, im Schichtdienst gearbeitet.“ Dahin zurück will er nicht. Denn das neue Tagschicht-Modell bedeutet für Leon Gruber nicht nur, dass er nach getaner Arbeit noch in die Mosel springen kann, es bedeutet Lebensqualität. Aber, und auch das wird während des Gesprächs mit dem 26-Jährigen schnell klar, er macht seinen (ebenfalls fast einstündigen) Arbeitsweg von der Untermosel gen Heiligenroth nicht nur, weil ein Arbeitgeber sein Zeitenmodell angepasst hat. Für Leon Gruber ist da noch mehr. Viel mehr.

Dirk Röcher stellt dafür den besten Beweis. Konzentriert arbeitet er ab, was ihm die Lichtimpulse anzeigen und der Bildschirm aufträgt. Technisch affin und völlig autark setzt er eine Steuerung nach der anderen zusammen. Später, wenn er seine Schicht beendet hat und der Nächste den neuen Arbeitsplatz testen will („die Mitarbeiter haben hier morgens vor Begeisterung Schlange gestanden“, wirft Lars Schröder ein), dann wird der digitale Arbeitsplatz vermutlich schon wieder etwas anders aussehen. Denn was wäre schon ein Assistent ohne Verständnis für die jeweils individuellen Bedürfnisse? Jedenfalls nicht der Richtige. Deshalb passt sich der Arbeitsplatz nach Eingabe des jeweiligen Mitarbeiterchips auf die persönlichen Erfordernisse an. Auch Rollstuhlfahrer können dann ohne Probleme ergonomisch arbeiten. „Digitalisierung“, sagt Jens Hunecke, „fördert Inklusion.“ Umso wichtiger sei die Spende der Rittal Foundation. „Denn dieser Weg führt Richtung Zukunft.“

Fasziniert wirkt er, wenn er von den Möglichkeiten spricht, die ihm die modernen Anlagen an seinem Arbeitsplatz im Maschinenpark eröffnet. Heller Blick, beschwingte Handbewegungen: Kunststoff, sagt er, habe ihn schon immer fasziniert. „Und hier lerne ich fast jeden Tag etwas Neues. Die Roboter zum Beispiel – ich muss mich hier nur umsehen und weiß, dass ich in einem modernen Betrieb arbeite. Digitalisierung ist ein großes Thema.“ Mit diesen Möglichkeiten, sagt er, habe er damals, als er noch bei einem anderen Unternehmen in der Ausbildung steckte, nicht gerechnet. Aber Verfahrensmechaniker ist eben nicht gleich Verfahrensmechaniker. Und Kunststoff nicht nur für Joghurtbecher ein Formgeber.

Leon Gruber und Nikolaus Wied gefällt das, dieses Gefühl, dass es nach vorne geht, dass sie Teil eines großen, wichtigen Ganzen sind. Die Kunststoffbranche ist dabei, sich neu zu erfinden, denkt über Biokunststoffe und Regranulierung, eine Schmälerung des CO2 Footprint, nach. Dass LKH bei diesen Zukunftsthemen nicht nur mitmischt, sondern ganz vorne dabei ist, macht Nikolaus Wied und Leon Gruber stolz. Denn für beide ist Kunststoff nicht gleich Kunststoff, sondern ein Werkstoff mit viel Potenzial, dem erst der Faktor Mensch seinen schlechten Ruf verpasst hat. Nikolaus Wied und Leon Gruber arbeiten auch dafür. Um zu zeigen, dass Kunststoff ein Werkstoff mit großer Zukunft sein kann. Aber dafür braucht es Menschen, die Formgeber sein wollen. Dafür braucht es Fachkräfte. Bei LKH in Heiligenroth wird mit Maßnahmen wie dem Tagschicht-Modell jedenfalls alles für den richtigen Rahmen getan.

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Bild 1: Nikolaus Wied (l.) ist mittlerweile seit über zehn Jahren, Leon Gruber frisch seit einem Jahr beim Kunststoffverarbeiter LKH in Heiligenroth im Boot. Für beide gibt es gute Gründe, warum sie täglich fast zwei Stunden Fahrtzeit für ihren Arbeitgeber auf sich nehmen.

Bild 2: LKH Geschäftsführer Volker Hindermann will raus aus der Mitarbeitermangel-Misere und hin zu Möglichkeiten, die den Mensch hinter der Maschine fit für den digitalen Zeitenwandel macht. Im jungen Unternehmen wird dafür viel getan.

Bild 3: Verfahrensmechaniker ist nicht gleich Verfahrensmechaniker. Die Digitalisierung und der moderne Maschinenpark bei LKH verändert das Berufsbild. Leon Gruber, 26, sieht darin viele Chancen. „Hier lerne ich nie aus. Ich finde es super, wie man sich nahezu täglich weiterentwickeln kann.“

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